Roll The Bones Records
Roll The Bones Records

 

"Abnormal End – unkonventioneller
Metal aus dem Ruhrgebiet, der den
Bruch zum Althergebrachten sucht.
Gerüstet mit Saxophon, melodischen
Gitarren und pointierten Texten wagen
sie den Spagat zwischen Death Metal
und Alternative, zwischen Progressivität
und Eingängigkeit, zwischen ordnender
Struktur und befreiendem Chaos"

INTERVIEW

 

Leidenschaftlicher, melodischer Dampfhammermix mit exzentrischen Zügen und einem kleinen Hang zu Wahnsinn"

 

ABNORMAL END - Normal ist anders

 

 

25.11.2019 Gregor Vogt

 

 

 

ABNORMAL END machen es dem durchschnittlichen Metal Fan vermutlich nicht immer leicht. Die explosive Mischung aus verschiedenen Stilen, die jedoch perfekt ineinander greifen, erfordert in der Tat eine Aufmerksamkeit, die viele Hörer in der heutigen Zeit nicht mehr haben. Aber genau das macht die Band so interessant. Mit kritischen Texten, die unserer Gesellschaft den Spiegel vorhalten, ist ABNORMAL END aber nicht nur etwas für (Mit-) Denker, sondern auch live das volle Brett! Ich frage mal Frontmann Lukas, was die Jungs aktuell so treiben.

 

 

Hi Lukas, wie geht’s Dir?

 

Ganz gut, danke. Mir macht die Jahreszeit etwas zu schaffen. So viel Dunkelheit ist nicht ganz so mein Ding. Wobei man sich so vielleicht besser zurückziehen und kreativ werden kann, wer weiß?

 

Wie würdest Du jemandem, der euch bislang noch nicht kennt eure Musik und eure Band beschreiben?

 

Puhh, es ist ja schon immer etwas schwer, sich quasi von außen zu betrachten und zu betiteln. Ich würde wahrscheinlich sagen, wir sind ein kreatives, chaotisches Sauhaufen-Metal-Konglomerat. Die Musik is ja irgendwie Alternative-Metal, aber das ist immer zu kurz gegriffen. Wir machen einen leidenschaftlichen, melodischen Dampfhammermix mit exzentrischen Zügen und einem kleinen Hang zu Wahnsinn würd' ich meinen.

 

Hahaha, das ist mal eine sehr gute Beschreibung! Werde ich mir merken. Euer Album ist seit 2018 auf dem Markt. Konnte euch das Album Türen öffnen? Bist Du zufrieden mit der Entwicklung? Erzähl‘ mal, was habt ihr so getrieben?

 

Ja, das Album war und ist schon eine Wucht. Es hat uns auch wegen Dir 'ne ganze Menge guter Rezensionen eingeheimst. Zumindest dann, wenn der Reviewer verstanden hat, was wir da tun. Und mal davon ab, dass ich die Scheibe einfach geil finde, hab' ich schon den Eindruck, dass das auch einige Veranstalter so gesehen haben.

 

Danke für die Blumen! Stell doch mal die aktuelle Besetzung der Band vor. Ihr hattet ja auch viele Umbesetzungen im Laufe der Zeit. Kläre uns doch mal auf.

 

Klar. Zu allererst ist da Konni zu nennen. Eigentlich heißt der Konrad, hat sich aber nicht durchgesetzt. Er ist der einzige, der von Anfang an dabei war. In der Ursuppe Abnormal Ends sozusagen. Also das einzige tatsächliche Gründungsmitglied. Schon immer hat er Gitarre gespielt und ist hinter der Großzahl der Songs das Mastermind. Dazu spielt er eine der beiden Gitarren und spielt eine Vielzahl an Soli.

Dann gibt’s den Martin an der zweiten Gitarre. Er spielt so die meisten Rhythmussachen, vor allem cleane Zupfmuster und solche Sachen. Ein paar Soli zockt er aber auch. Von ihm kommen so die meisten Doom- und Heavy-Einschläge in der Band und zum Teil auch Songtexte. Er in der jetzigen Besetzung am zweitlängsten dabei.

Tilly – eigentlich Marcel Tillmanns – ist ziemlich zeitgleich mit mir eingestiegen. Wir hatten damals 'ne andere Band in Viersen gehabt. Hatestore hieß die. Da hab ich damals Schlagzeug gespielt, was sich zum Glück nicht durchsetzen konnte. Meine Fresse hab' ich da damals Kacke zusammengetrommelt. Aber witzig war's. Jedenfalls sind sowohl Tilly als auch ich damals in den Pott gezogen. Martin, den ich damals aus dem Studium kannte und zur Bandsuche motiviert hatte war also bei Abnormal End eingestiegen und zog dann mich und Tilly mit herein. Tilly hat dann statt Gitarre bei Hatestore den Bass übernommen. Nach einigem Songwriting haben wir dann überlegt, dass eine sehr dunkle, growlige Stimme noch gut zu einigen Songs passen könnte. So tief kann ich aber nicht. Das hat Tilly dann probiert und macht also jetzt quasi Bass an Gitarre und Stimmband. Er ist musikalisch vor allem für die „ekligen“ Anleihen aus Death- und Black verantwortlich.

Unser neuster Zugang ist Bene. Nach dem Weggang von Boy nach der Mind Machinery haben wir fast zwei Jahre ohne festen Drummer gezockt. Hanno Kerstan und Hartmut Stoof haben dann bei Live-Konzerten immer wieder ausgeholfen. Bene ist jetzt seit einigen Jahren dabei und hat mit seinem Drumming natürlich auch unseren Sound auf dem neuen Album mitgeprägt.

Und dann gibt’s noch mich - Lukas. Ich bin eben der Sänger und spiele bei ein paar Songs das Saxofon. Die meisten Texte gehen auf meine Mütze und ein paar Songs steuere ich auch bei.

 

Euer Sound ist ja schon etwas Besonderes. Welche "Zutaten" kommen in einen perfekten ABNORMAL END -Song? Macht ihr euch darüber Gedanken oder passiert das eher unbewusst?

 

Ich denke was uns am meisten ausmacht ist die Vielfältigkeit. Wir alle finden Metal geil, aber jeder von unterschiedlichen Richtungen her und keiner streng oder starr eingegrenzt. Dazu ist es uns eben scheiß egal, ob der oder die oder wer auch immer denkt, dass das zusammen passt. Wir haben uns immer gesagt, dass wir uns nicht limitieren lassen im Metal und auch darüber hinaus. Und so kommt es eben, dass von Doom- bis Speedmetal, von Alternative bis Heavy über Death und Black alles irgendwie in unseren Songs vertreten sein kann. Mal geschieht das quasi innerhalb eines Songs, mal wechseln sich die Genreanleihen je Song ab. Das liegt natürlich auch daran, dass nicht alles aus der selben Feder stammt. Jeder gibt mal Ideen hinein und wir schauen, was passiert. Meistens sind die Songs auch nicht fest, sondern werden in der Gruppe auseinandergenommen, ergänzt, gekürzt, wieder zusammengefrickelt und so weiter. Daher gibt es dann eben schon einen „klassischen“ Abnormal End Sound, den ich aber nicht weiter definieren kann. Aber ob man nun ein Death-Geballer von uns hört oder eine eher schnulzige Kuschel-Core-Ballade, man erkennt eben wieder, dass wir das sind. So etwas merken wir dann immer. Bewusst hervorbringen, also zum Beispiel zu sagen: „Ne, das ist jetzt aber nicht kompliziert genug.“ oder sowas machen wir nicht. Das finde ich auch Quatsch. Es muss im Fluss sein und sich für alle mehr oder weniger richtig anfühlen, dann kommt da auch ein guter Abnormal End Song bei heraus.

 

Welche Bedeutung hat euer Bandname für euch, unabhängig von der Übersetzung?

 

Den Bandnamen hat ja tatsächlich nur Konni mit verbrochen. Ich fand ihn aber immer ganz cool, rein vom Klang her. In der digitalen Welt ist natürlich die Startkombination aus Ab auch schick, alleine für Hitlisten. Der Name stimmt aber gut, kommt ja aus der IT. Er bedeutet ja so etwas wie „Programmabsturz mit unvorhergesehenen Folgen für den Anwender.“ Und das passt eben sehr gut zu dem, was Martin und ich textlich behandeln. Das sind im Prinzip die „Abnormal Ends“ des eigenen Seelenlebens und eben auch der Gesellschaft. Unsere Musik spiegelt das finde ich mitunter gut wieder. Manchmal denkt man mitten im Song ja wirklich „Häh? Was ist denn jetzt passiert?“.

 

Welche Bands haben euch musikalisch geprägt? Finden sich diese Einflüsse in eurer Musik wieder und wie macht sich das bemerkbar?

 

Schlicht und einfach: JA! Anders kann es ja auch nicht sein. Das musikalische Schaffen ist immer geprägt von dem, was man erlebt, gehört hat. Auch wenn dat keine bewusste Kopie ist. Deshalb ist es auch sehr vielschichtig, was uns beeinflusst. Da kann man kaum alle Namen nennen. Ich könnte zahllose anführen. Etwa die alten In Flames, Helloween, Hypocrisy, Soilwork, System of a Down, Eisregen, Judas Priest, KoRn.... Ich könnte das jetzt endlos weiterführen und jeder kann sich zurecht fragen, wie denn diese Bands zusammenpassen. Unser Geschmack ist halt so vielseitig wie unsere Musik würd' ich sagen. Das kann anstrengend sein. Das ist auch schonmal anstrengend. Aber was dabei rumkommt finde ich einzigartig und einfach geil!

 

Wie kann man sich bei euch den Songwriting-Prozess vorstellen? Werden die Songs im Proberaum geschrieben, kommt jeder mit Ideen, die man gemeinsam ausarbeitet, oder werden komplette Songs oder Entwürfe von den Songwritern vorgestellt? Wie macht ihr das?

 

Das hab' ich eben ja schonmal angedeutet: Es gibt keine archetypische Herangehensweise. Manchmal sind Songs fast durchkomponiert, bevor jemand von uns, meistens Konni, damit umme Ecke kommt und wir da digital durch Instrumenteninterpretation reinhören. Dann reden wir drüber, spielens mal an, komponieren um, ersetzen und so weiter. Manchmal ist es auch nur ein Fragment, dass dann jemand anderes von uns zu Hause weiterkomponiert oder das eben im Proberaum passiert. Manchmal hat jemand auch nur ein Riff und wir setzen uns daran. Es ist nur ganz selten, dass ein Song komplett fest steht und eigentlich nur eine Person komponiert und die anderen nachspielen. Das hatten wir glaube ich insgesamt nur ein oder zwei mal. Wir versuchen uns halt den anderen Gegenüber möglichst zu öffnen und alle in den Songwriting Prozess hereinzulassen. Nicht nur für das eigene Instrument, dass ist ja irgendwie auch klar, sondern eben auch für die Songstruktur und den Song an sich. So ergibt sich dann zum Beispiel ein fast absurder aber irgendwie passender Jazz-Teil beim Song „Punishment“ oder ein eigentlich Death-lastiger Track mit fast schon balladenähnlichen Elementen. Ein Song wird eigentlich fast nie so, wie die ursprüngliche Idee war. Und schon wieder: Das kann für jeden von uns anstrengend sein, beschert aber immer wieder geile Songs, die ein einzelner von uns eben niemals so hätte schreiben können.

 

Wo liegen Deiner Meinung nach die Unterschiede von „Concept Of Identity“ im Vergleich zu euren Vorgängerveröffentlichungen?

 

COI ist mit Sicherheit das reifeste Werk, dass wir je geschaffen haben. Die beiden Eps würde ich aus dem Vergleich ganz raus nehmen, weil die zu speziell und auch weniger qualitativ hochwertig produziert sind. Im Vergleich zu Mind Machinery merkt man COI an, dass wir mit unserem Songwriting und der Art, wie wir Musik machen viel sicherer und auch klarer geworden sind. Auf MM driften die Songs noch viel weiter auseinander und wirken weniger wie aus einem Guss. Bei COI haben wir es denke ich sehr gut geschafft, die Vielseitigkeit beizubehalten und gleichzeitig einen klareren, wiedererkennbareren „Abnormal End“- Sound zu entwickeln. Für mich passt da einfach von Anfang bis Ende alles und leichtere Schwächen, die auf MM teilweise auffallen, sind bei COI ausgemerzt.

 

Wie wichtig ist euch musikalische Eigenständigkeit? Häufig ist es ja so, dass z.B das Covern von bekannten Songs den Saal zum Kochen bringt. Wird Eigenständigkeit noch ausreichend wertgeschätzt? Oder möchte man da vielleicht dann eher wie, sagen wir mal, Iron Maiden oder Judas Priest klingen um besser anzukommen?

 

Da triffst Du einen ganz guten Punkt. Mir persönlich ist Eigenständigkeit sehr wichtig und ich denke das sehen die andern Jungs auch so. Aber nicht Eigenständigkeit um der Eigenständigkeit willen, sondern einfach, weil das unser Ding ist. Wir versuchen eben nicht auf Teufel-komm-raus total individuell zu sein und so zu klingen. Das beobachte ich immer mal wieder und finde das daneben, eine absolute Farce. Wenn man einfach nur so Heavy-Sound geil findet, dann ist das doch total legitim, auch so einen Sound zu machen. Da ist es auch ganz egal, wenn es diesen Sound schon hundertfach gibt. Und wenn man einfach Iron Maiden über alles liebt, dann kann man die auch gerne covern, wenn das die Leidenschaft ist. Da finde ich nichts dran falsch und würde es dann bestimmt auch selbst machen. Wichtig ist doch, dass das authentisch ist. Das man das macht, weil man es geil findet und eben diese Mucke einfach machen will. Dann ist es gut so. Dann ist es richtig. Das merkt man einfach auch. Ich habe einige Kapellen gesehen, die waren handwerklich echt richtig gut! Weit über meinem Können. Die haben sich auch richtig perfekt auf der Bühne bewegt. Aber das war es eben. Perfekt. Nix improvisiert, immer schön auch n Backup vom Band, damit ja nix halb krumm klingt, alle Bewegungen durchgestylt, nix echt. Da ist jede Show gleich. Und das stimmt dann einfach nicht. Wenn ein Konzert sich durch den Ort und das Publikum nicht ändert, dann ist das alles tot. Dann brauche ich das nicht und dann verstehe ich auch nicht, warum die Hampelmänner auf der Bühne das tun.

Und deshalb ist uns eben unsere Eigenständigkeit so wichtig. Weil uns die einfach megawichtig ist und das für unsere Authentizität enorm wichtig ist. Und nochmal: Das heißt nicht, dass das für ganz klassisch klingende Bands nicht genau so sein kann.

 

Ein Trademark von euch ist ja auch das Saxophon, das ihr gezielt einsetzt. Ich persönlich finde das total klasse und finde, dass es sogar häufiger zum Einsatz kommen könnte. Was würden eure Fans dazu sagen? Sind Metaller da irgendwie konservativ und sehen so etwas skeptisch, oder bewegt ihr euch mit eurem Sound sowieso eher in einer progressiveren Szene, die Experimente honoriert?

 

Es ist irgendwie witzig, dass Du das so hervorhebst und das wahrscheinlich auch andere so sehen. Das Saxophon war ja ursprünglich mehr ein „Unfall“ als alles andere. Ganz zu Anfang war nämlich noch eine Sängerin bei AE und als ich dann übernommen habe, bin ich einfach nicht ganz so hoch gekommen, wie sie. Bei den meisten Songs habe ich dann ein bisschen umgeschrieben, aber bei einem Song, ich glaube es war „Sadness's Path“, hat das dann scheiße geklungen. Das musste so hoch sein. Ich hab zu Hause rumprobiert wie blöde und dann irgendwann mein altes Sax in der Ecke stehen seh'n. Das hab ich dann damit probiert und es klang total geil. Ich also das Lied einstudiert und ab in den Proberaum damit. Da wurde ich dann auch ziemlich schräg beäugt, aber es passte und also war es etabliert. Und obwohl es ja eher selten zum Einsatz kommt, erinnern sich sehr viele eben dann genau daran. Ich hab es sogar mal zu nem Gig mitgehabt, wo wir gar keinen Song mit Sax gespielt haben. Es stand aber mit auf der Bühne und Leute erinnerten sich nach dem Gig dann an die Band mit Saxophon. Ganz schön bescheuert.

Ob es häufiger oder weniger häufiger zum Einsatz kommen wird weiß ich nicht. Das machen wir so wie mit allem: Wenn es zu dem passt, was wir schreiben, dann kommt es häufiger. Wenn nicht dann nicht. Da ist es fast egal, wer das dann besser oder schlechter findet. Man kann den Einsatz nicht erzwingen, dann wird es unauthentisch und das finden wir eben scheiße.

Skeptisch wird das zum Glück ja auch nicht gesehen. Da sind wir relativ frei, auch unseren Fans gegenüber. Klar gibt es konservative Metaller, die so ein Instrument in Metal kacke finden würden. Die würden uns aber auch ohne Sax kacke finden. Nicht weil wir progressiv sind, das sind wir eh nicht so sehr, aber eben recht alternativ. Das merkt man dann schon, wenn wir als Vorband einer Heavy oder True-Band sind, dass da Manche nicht recht was mit anfangen können. Aber auch das ist ja okay. Wir wollen uns da nicht aufdrängen und wenn Menschen unsere Musik nicht kapieren, können wir da nix erzwingen. Und zum Glück müssen wir das ja auch nicht.

 

Wovon handeln eure Texte? Gibt es einen roten Faden oder wiederkehrende Themen, die euch beschäftigen?

 

Ja, eindeutig. Die Texte kommen ja vor allem von mir und Martin. Sie handeln von eigenen Problemen und gesellschaftlichen, rekurrieren aber fast immer auf Systemkritik. Unser Mammutwerk „Mental Deviation“ zu dem ja drei Songs der MM und ein Song von COI gehören, behandeln diese Kritik sehr explizit: Da geht es eben um einen Menschen, der nicht in die Gesellschaft, nicht ins System passt, darunter erst leidet, dann vom System „behandelt“ und freigelassen wird und schlussendlich, als Teil des Systems, wiederum anderen Menschen dasselbe antut, was ihm angetan wurde, also Unpassung erzeugt und gleichzeitig in die Passung zwingt. Da sieht man die Kritik, das Dilemma in dem wir uns befinden ja deutlich. Und um diese Nachdenklichkeit, die Anpassung oder Unpassung und so weiter geht es nicht immer aber doch häufig. Natürlich in Abstufungen. Aber es ist meistens diese Nummer von intragesellschaftliche oder intrapsycholigische Beziehung.

 

Eine Band am Laufen zu halten ist ja mitunter sehr zeitaufwändig (Proben, Songs schreiben, planen / organisieren, Gigs, etc.) ...Welchen Stellenwert hat eure Band in eurem Alltag? Wie bekommt ihr zeitlich das hin? Wie oft probt ihr zum Beispiel?

 

Ja, das ist echt schwer. Das hat sich bei uns auch stark verändert und ist alles etwas langsamer geworden. Die meisten von uns sind jetzt eben arbeiten, haben teils Familie und ne ganz Menge zu tun. Normalerweise ist eine wöchentliche Probe angesetzt und jeder macht daneben, wozu er noch Zeit findet. Das klappt aber längst nicht immer. Trotzdem ist die Band mir und ich denke auch den anderen sehr wichtig. Das die Entwicklung langsamer wird hat mir zwischendurch auch ne Heidenangst gemacht, bis ich gemerkt hab', dass es daran nicht zerbricht. Selbst wenn wir nur 6 Konzerte im Jahr haben, bin ich mittlerweile sicher, dass die Band bestehen bleibt und dass ich in 1, 2 meinetwegen auch 6 Jahren, aber eben irgendwann ein weiteres Album in der Hand halten und hören werde und da freue ich mich total drauf. Es gibt kaum Musik, die so sehr für mich stimmt und mir soviel bedeutet wie die von Abnormal End. Wenn ich weiß, dass da Neues kommen wird und weiß, dass ich die Texte hierzu ein ums andere mal ins Publikum schreien kann, dann gibt mir dass sehr viel.

 

In welchem Studio habt ihr das Album aufgenommen? Liegt euch die Studioarbeit, oder ist das eher ein leidiges Thema?

 

Wir haben beide Studioalben im Le Fink Studio bei Beray Habip aufgenommen. Wir würden es immer wieder dort tun, glaube ich. Wir hatten für Eps Ausflüge zu anderen Produzenten, aber die Chemie war nie annähernd so gut, wie sie mit und bei Beray war. Hinzu kommt, dass dieser Mensch sausympathisch ist und sein Handwerk richtig gut versteht.

Natürlich ist die Studioarbeit nie ohne Problemchen gelaufen. Vor allem beim ersten Album Mind Machinery war es doch holpriger als gedacht. Man ist ja vorher nie so sehr und klar auf die eigenen Fähigkeiten zurückgeworfen und muss mitunter einsehen, dass man gar nicht so tight, tonsicher, wie auch immer adäquat ist. Das tat schon weh und kostet Zeit, die im Studio wiederum viel Geld kostet, und hat mitunter zu kleinen Zerwürfnissen geführt. Andererseits hat sich die Magie der Songs teilweise im und durch das Studio noch weiter entfaltet. Einige Ideen entstanden erst hier beim machen und deshalb will ich die Zeit wirklich nicht missen. Die Antwort ist also eher ambivalent, aber ich kann sagen, dass ich mich jetzt schon auf einen weiteren Studioaufenthalt freue. Ich glaube das geht den anderen auch so.

 

Das Albumcover ist wirklich außergewöhnlich gut und hebt sich von der breiten Masse ab. In welchem Kontext steht es mit den Songs, bzw den Texten? Wer ist der Künstler-/in ?

 

Vielen Dank. Das Lob geben wir gerne weiter! Die Künstlerin, die das Artwork entworfen hat ist Adriani Schmidt alias Fräulein Herzblut. Die freut sich übrigens sicher über einen Besuch bei Facebook und Co! Jedenfalls war sie zu der Zeit von COI mit der Band auf unterschiedliche Weise verbandelt. Wir hatten eine grobe Idee zum Titel und die Vielschichtigkeit innerhalb eines Menschen, auch wenn er grau wirkt, war so irgendwie das Leitmotiv. Ich weiß gar nicht mehr, ob sie dann grobe Vorgaben oder Überlegungen von uns aufgegriffen hat oder wir zusammen drüber gesprochen und entwickelt haben oder wie es war. Jedenfalls kam sie dann zu irgendeiner Probe und hatte Skizzen dabei und da haben wir alle sofort gespürt, dass genau das richtig ist. Sowohl der Kopf, als auch die jeweiligen Innenleben, bis hin zur CD, die dann eine gleichzeitig gefangene, als auch eine auseinandergezerrte Figur freilegt, wenn sie heraus genommen wird, all das passt einfach perfekt zu der Musik und den Texten. Besser kann man das schlicht nicht machen und ich bin immer noch total froh, dass Adriani da so super Arbeit für und mit uns gemacht hat.

 

Welche Social Media Kanäle nutzt ihr wofür und wie denkst Du generell darüber? Hat man als Band heutzutage auch ohne Social Media noch eine Chance? Wie präsent sollte man dort sein? Was meinst Du?

 

Puh, das ist eine wirklich schwierige Frage. Ich finde Social Media ist so Fluch und Segen zugleich. Als das alles angefangen hat, war das schon auch irgendwie cool. Man konnte plötzlich so ganz viele Sachen einer breiten Menge zeigen und das hat dann schon auch einiges gebracht, habe ich so den Eindruck gehabt. Aber natürlich haben sich da auch die Algorythmen so verändert, das man da dann auch Geld in die Werbung stecken muss und so weiter. Und wenn man das nicht ist, ist man für vielerlei Menschen und vor allem auch Veranstalter gar nicht existent. Und das geht mir dann schon auf den Sack. Ich bin da halt nicht so der Freund von, dass man ständig Content produziert, obwohl man eigentlich gar nix hat. Klar, ich kann von jeder Pupsprobe Bilder auf Insta posten, von jedem Konzertaufbau und der kleinen Minicouch mit Gulaschsuppe, die im Backstage steht, Fotos machen. Oder eben total überkünstelte Bilder von mir und meinen Fans und wie geil alles ist und so. Und das dann digital aufpolieren und photoshoppen, was das Zeug hält, damit wir alle möglichst unecht geil aussehen und superspecial sind. Und dann kann ich da jeden zweiten Tag was posten. Das macht mir aber 1. zu viel Arbeit und 2. geht mir dieses Übertriebene, dieses Abgehobene einfach verdammt aufn Sack! Ich denke so: Die Zeit, die ich da an den Bildern rummache, bis das alles die richtige Belichtung hat, bis das Richtige ausgewählt ist, damit dat auch ja jetzt nich n bisken leer aussieht in der Halle da, weil sonst wirken wir ja nicht Fame genug oder was, bis ich das dann retuschiert habe und blablabla, in der Zeit könnte ich ja auch neue Lieder schreiben, miteinander proben oder Booking machen, damit wir geile Konzerte haben und da gut sind. Wie oft hab' ich schon Bands mit 2 fantastillionen Followern und Fotos wie aus nem Modemagazin gesehen, die einfach scheiß Musik gemacht haben, die sich dann 2 Fans reingezogen haben. Damit kann ich einfach nichts anfangen. Das ist für mich so echt wie Tütensuppe von Maggi.

Die Crux ist eben, ja: Über FB und Co erreichst Du halt auch viele Leute, die wirklich interessiert sind und so über diese Kanäle Up-to-Date bleiben und so von Konzerten mitkriegen. Dafür ist es dann wieder gut. Sonst würden wirs vielleicht auch sogar lassen. Und ja: Es gibt auch Veranstalter, die gucken bei Bewerbungen zuallererst mal auf Follower oder Like-Zahlen, wobei das überhaupt nur einen Ausschnitt der Reputation aussagt. Dann soll man am besten noch alle möglichen Freunde und Freundesfreunde nerven, dass sie bitte auf dieses oder jenes Bild von einem klicken, damit man dann irgendwie nen Opener-Slot von irgendwas kriegt. Da haben wir jüngst auch mal wieder mitgemacht bei sowas und da hab ich mir dann gedacht: Schluss damit! Das ist doch echt Käse. Das sagt überhaupt gar nichts aus, höchstens, welche Band jetzt konsequent enervierender mit seinen Mitmenschen umgeht. Das ist doch nicht cool. Auf sowas hab ich keine Lust. Ich kann sagen: Hier ist unsere CD oder unser Album, zieh Dir das rein. Und dann kann ich sagen, wenn das an jenem oder diesen Ort ist, bin ich sicher, da kommen Leute von uns, n paar Fans oder eben nicht. Und nein, das werden keine Heerscharen sein, aber da kommen jetzt meinetwegen 50 oder nur 10 oder hier, hier ist Bayern, hier kennt uns keiner, hier kommt auch für uns keiner, aber wir machen geile Mucke, vielleicht passt das ja hier hin oder so. Auf so einer Basis möchte ich das haben. Ich weiß, das ist total naiv, aber zu denken „WOW, die haben ja 23987209348 Likes. Okay, 95% sind aus Indien, aber die sind deshalb bestimmt total geil und machen meine Halle voll!“ Das ist eben auch total naiv.

 

Metal Fans ticken ja doch noch anders als der Rest der Welt. Vinyl und CDs stehen (noch) hoch im Kurs und werden gekauft. Die meisten Fans wollen ein „Produkt“ im Schrank stehen haben oder sogar auch sammeln. Was denkst Du wie sich der Musikmarkt entwickeln wird? Ist die Zukunft digital, bzw. ohne physische Tonträger? Könnte man sich dann am Merchstand euer Album runterladen?

 

Da diskutieren wir selbst auch oft darüber. Das hat sich schon stark auch verändert. Als wir die Mind Machinery released haben, hatten wir so 120 Gäste bei der Show und ca. 100 verkaufte Alben. Als wir 5 Jahre später Concept of Identity released haben, waren es auch so etwa 120 Gäste, aber nur 30 verkaufte Alben. CDs werden schlicht und einfach nicht mehr gut verkauft. Du hast schon recht, in der Metalszene hielt das glaub ich noch länger, aber auch hier kommt's halt jetzt an. Das hat ja auch einfach mit Kosten zu tun. Es gibt auch uns mittlerweile via Spotify, iTunes und Co für umme. Und CDs sind eben ein doch in Summe unhandliches, großes Medium. Vinyl ist da ja nochmal ne andre Kiste. Da geht es ja wirklich um was anderes. Darum, dass man zu Hause ganz bewusst und behutsam jetzt mal eine Platte auflegt, ne halbe Stunde maximal genießt und dann wieder aufsteht, um sie umzudrehen, vielleicht sogar beim spielen dabei zu zu sehen und ein im Prinzip Kunstwerk dabei in den Händen zu halten. Das ist eine ganz andere Sache. Ich träume auch manchmal davon, dass es von uns Vinyl geben wird. Damit würden wir uns aber sicher noch mehr als bei CDs in Unkosten versteigen, die wir nicht wieder herausbekämen.

Das es wirklich nur noch Sticks oder Speicherkarten bei uns am Merch geben wird, glaube ich aber nicht. Das wird nicht eintreten. Wahrscheinlich weil wir teilweise zu alt und nostalgisch sind. Ich will einfach mindestens ne CD von mir in den Händen halten und zumindest bei Martin bin ich überzeugt davon, dass alles andere auch indiskutabel wäre. Ich denke bei den anderen auch. Auch wenn das dazu führt, dass wir unseren Invest wahrscheinlich nie herauskriegen. Wo wir grad dabei sind: Kannst Du irgendwas mit 400 Mind Machinery CDs anfangen?

 

Wie steht ihr zu Videos / Musikclips? Ihr seid ja eine Band, die schon sehr lange auch visuell in Erscheinung tritt und einige Videos veröffentlicht hat. Ist da was neues in Planung? Wie kann man sich von der Masse abheben? Geht das überhaupt?

 

Ja, Videos finde ich geil. Die machen Arbeit, aber auch Spaß. Wenn das nicht so teuer und aufwändig wäre, würde ich zu jedem Lied was machen wollen. Ich finde das einfach spannend, sich zur Thematik im Lied noch über ein anderes Medium zu nähern, zu überlegen, welche tiefergehendere oder auch abstraktere Bedeutungsebene man wo verstecken und wie zeigen kann. Das macht mir einfach Spaß. Wir haben ja verschiedene Stile, mal einfach Live-Zusammenschnitte, mal Live gepaart mit Storyschnipseln, mal ganze Storys oder eben auch Lyricvideos. Wir denken uns da jeweils eine ganze Menge zu und für mich funktioniert hier die Selbstwirksamkeit von Kunst sehr gut. Also es ist ja egal, ob das jetzt total mega hochwertig aussieht und super ankommt. Das hat einen Wert an sich und gibt mir einfach sehr viel. Da sind wir aber nicht alle einig. Vor allem Bene hat einen hohen Anspruch und möchte schon, dass die Videos qualitativ mit dem konkurrieren kann, was andere Bands auf unserem Stand so heraushauen. Das letzte Lyricvideo hat zum Beispiel er umgesetzt und ich finde es wirklich sehr gut gelungen. Ob und wie wir an eine weitere Videoproduktion zum aktuellen Album gehen, weiß ich noch nicht.

 

Ich besuche euren nächsten Gig. Was kann ich an eurem Merch- Stand kaufen?

 

OY! Da nehm ich Dich beim Wort! Neben den Alben Mind Machinery und Concept of Identity gibt’s noch die EP „Re:Nature“. Unser erstes Verbrechen „Rebooting“ ist zum Glück vergriffen. Da waren zwar coole Songs drauf aber unser Können noch – diplomatisch ausgedrückt – sehr gruselig. Dann gibt’s eben noch die Klassiker. Shirts in rauen Mengen und verschiedenen Motiven. Neues Logo. Altes Logo. Mind Machinery Cover in verschiedenen Formen und Farben auf verschiedenen Shirts in verschiedenen Farben. Concept of Identity Cover und teile der Inlaygrafiken in verschiedenen Größen auf verschiedenen T-Shirts in verschiedenen Größen und Farben. Re:Nature Cover auf verschiedenen T-Shirts und Jutebeuteln.

Oh. Und Feuerzeuge! Diesmal sogar in echt. Wir hatten irgendwie jahrelang als Running-Gag Feuerzeuge auf unserer Preistafel mit dem Hinweis „Vergriffen“ stehen. Ich weiß gar nicht mehr warum. Der Witz war wahrscheinlich schlecht. Das sind sie meistens bei uns. Eine unserer Leidenschaften neben der Musik sind nämlich schlechte Wortwitze.

Jedenfalls gibt’s jetzt auch Feuerzeuge. Ganz in echt.

 

Gibt es eigentlich auch eine "Szene" auch unter den Bands, oder gibt’s die Szene nur unter den Fans? Sehen sich Bands als Kumpels, die sich gegenseitig unterstützen oder eher als Konkurrenz?

 

Das kommt total drauf an, wen man fragt. Ja, okay, Du fragst jetzt mich. Und ich finde ja. Es gibt eine Szene. Das merkt man alleine daran, dass wir immer wieder auf die selben Menschen treffen, wenn wir Konzert mit anderen Bands spielen. Bene zum Beispiel haben wir ganz ursprünglich mal auf nen Kontest in Essen kennengelernt. Und auch bei anderen Bands haben wir teilweise so lose oder auch engere Freundschaften geschlossen und dann supporten wir uns gegenseitig eben auch. Arctic Winter aus dem Saarland zum Beispiel ist ne Band, die wir so kennen gelernt haben. Wir laden uns jetzt meist so einmal im Jahr gegenseitig ein und es fühlt sich jedes mal wieder so an, als würde man langjährige Freunde endlich wieder sehen. Das ist wahnsinnig toll!

Natürlich gibt es auch das Gegenteil. Die Abgehobenen, die sich nicht oder nur sehr wenig mit anderen abgeben. Oder eben nur Interesse an Dir haben, wenn Du grad aus Versehen viele Fans mitgebracht hast, weil sie durch Dich irgendeinen Vorteil erhalten oder erhoffen. Aber ganz ehrlich: Die braucht auch kein Mensch.

 

Was denkst Du, wie sich Metal im Allgemeinen weiterentwickeln wird? Die großen Bands werden wohl früher oder später abtreten. Wie geht’s dann weiter? Hol doch mal die Glaskugel raus und wage eine Prognose

 

Ich glaube, dass sich das alles noch etwas weiter ausdifferenzieren wird, vor allem vom Sound her. Da wird glaub ich vor allem der Metal-Core Sound auch bei sehr bekannten Bands vorhalten, aber bei Newcomer-Bands wieder weniger werden. Die Möglichkeiten, die es heute gibt, sorgen eben dafür, dass sau viele Bands einen guten, ausdifferenzierten Sound hinkriegen können und recht einfach ultrabrutal klingen.

Gleichzeitig glaube ich, dass den etablierten Größen keine mehr so folgen werden. Also so was wie Maiden, Priest, auch Motörhead und so die Größenordnung. Die sind zu ner Zeit entstanden, zu der es noch einen anderen Fankult gab, in einer Zeit, in der auch solche Qualität von Musik eher außergewöhnlich war und auch große Labels, also auch die Majors, noch wirklich an der Entwicklung des Künstlers oder eben der Band interessiert war, und nicht nur an der Verwertungslogik. Das gibt es so wohl nicht mehr. Dann glaube ich noch, dass die Newcomerszene kleiner wird. Das merkt man jetzt schon deutlich. Dass es da eben weniger gibt, die was machen und auch weniger, die zu Konzerten kommen und dann auch wieder weniger, die Konzerte veranstalten auf dem ehrenamtlichen Level oder eben da, wo man fast nix zahlt. Dagegen werden glaube ich die mittleren Konzerte und Festivals mehr kommen. Die großen Festivals entfernen sich ja schon ein bisschen von der Kunst, also von der Musik als solche. Da ist ja jetzt auch immer mehr mit Kirmes, mit Riesenrat, Brimborium und Gedöns. Dafür wird es krass teuer. Da weichen dann glaube ich viele eben auf so Festivals in Donggröße aus.

 

Aber das sind natürlich alles nur Vermutungen. Ich kann nur linear auf meiner eigenen Sicht heraus denken. Wenn auch nur die Hälfte zutrifft, würde ich mich schon wundern.

 

Wir kommt ihr an neue Gigs? Arbeitet ihr mit einer Booking- Agentur zusammen oder bewerbt ihr euch selbst?

 

Wir haben ab und zu versucht, Partner fürs Booking zu bekommen. Wir sind da nämlich allesamt eher schlecht drin. Das ist ja auch doch eher eintönige Fleißarbeit. Und irgendwie fehlt es uns da manchmal auch an Selbstbewusstsein. Dazu kommt, dass bei ein und der gleichen Anfrage bessere Reaktionen kommen, wenn „Booking-Firma“ drauf steht. Das ist ungefähr so wie bei Dir und Roll The Bones – Records. Jetzt gerade sind wir recht konsistent in Fleiß bei Bewerbungen schreiben, aber das wird sicher wieder abflachen. Also: Falls jemand eine Booking-Agentur kennt, die Interesse an uns haben könnte: Nur her damit!

 

Wie geht es mit der Band weiter? Verfolgt ihr konkrete Ziele?

 

Ja, konkret schreiben wir an neuen Songs! Es schleppt alles ein bisschen aber davon lassen wir uns nicht abbringen. Ziel ist Album Nummer 3, auch wenn das wahrscheinlich vor 2021 nix wird.

Nach unserem Konzert im Maxus am 23.11. haben wir für dieses Jahr nichts mehr vor. Wir waren ja beim SPH ins Viertelfinale gekommen, aber da wir nicht genau die Gigs annehmen konnten, die die uns zuweisen wollten, ist die Kommunikation jetzt irgendwie etwas zusammengebrochen. Scheint denen nicht zu passen, wenn man nicht direkt ja und amen sagt. Damit scheinen wir aus dem Contest raus zu sein und so haben wir in diesem Jahr dann keine Konzerte mehr in Planung. Da wir im Moment fleißiger im Booking sind hoffen wir im nächsten Jahr auf ein paar Festival- und Clubkonzerte. Da steht ja irgendwie auch so ein Roll The Bones Records Festival im Raum, ne? Das wär schon was Feines. Ich denke so oder so: man wird uns wieder öfter sehen.

 

Wenn Du am Musikbiz etwas ändern könntest, was wäre das?

 

Puh, das ist echt schwer. Es hat ja alles so Beides. Zum Beispiel: Das Internet, also vor allem Streaming Dienste machen die CD-Verkäufe von Bands kaputt, sowohl der großen als auch der kleinen Bands, weshalb dann Karten für Konzerte viel teurer werden, kleine Bands noch mehr auf Geld sitzen bleiben und so weiter. Andererseits erreicht man mit seiner Musik ein viel breiteres, auch internationales Publikum. Jeder kann alles hören. Das ist geil! Ich nutze diese Dienste ja auch. Wenn ich da so an meine Zeit als Schüler denke, wie großartig wäre es gewesen, da solche Dienste zur Verfügung zu haben. CDs waren ja doch deutlich zu teuer. Andererseits sorgt so ein Überangebot natürlich für Beliebigkeit.

Das kann man auch auf moderne Aufnahmetechnik übertragen. Einerseits ist es toll, dass so viele Bands ihre Ideen auch ohne unfassbar viel Geld in gute Qualität gießen können. Andererseits hast Du dadurch auch welche dabei, die auf Platte geil klingen, sich völlig falsch einschätzen, handwerklich dann gar nichts drauf haben. Das kann auf Platte ja noch legitim sein, aber bei Live-Auftritten bin ich da echt pingelig. Es geht schon in Ordnung, wenn Backing-Tracks mitlaufen, um klar digitale Effekte mit reinzubauen in den Gesamtsound. Aber wenn ich da bei ner Band stehe und jedes mal, wenn da der Sänger den Mund aufmacht, höre ich noch zwei weitere Stimmen oder dem Gitarristen reißt die Saite, aber die Gitarre hört gar nicht auf, wo ich dann also merke, dass da unangekündigt quasi ein Playback läuft, dann krieg ich dat Kotzen. Da verarscht die Band, die da steht, seine Fans und macht für mich Musik kaputt. Da bin ich glaub ich einfach zu altbacken für. Aber auch da wieder: Wem's schmeckt soll sich halt Fastfood geben. Wer bin ich, das ändern zu wollen?

Was ich aber tatsächlich ändern würde, was mir richtig auf die Eier geht, sind die ewigen Wichtigtuer, die es fast überall gibt, die, die Dich eben nur kennen, wenn Du grad im Gespräch bist und sonst nicht mal grüßen. Und natürlich die Aasgeier, die sich Agentur oder Label oder Produzent schimpfen, die Dich eigentlich nur ausnehmen wollen. Wir hatten da bisher Glück, aber wenn ich da an Geschichten zu Bands wie Circus oder so denke, dann ist das echt furchtbar. Richtig gute Bands mit großartigen Ideen werden durch solche Arschlöcher, die meinen sie wären sonst wer und die Band ausnehmen, kaputt gemacht.

 

Würdet ihr gerne von der Musik leben können, oder siehst Du das eher als einen Traum, der besser NICHT in Erfüllung gehen sollte?

 

Das hat sich tatsächlich stark gewandelt. Vor Jahren wollte ich das noch unbedingt erreichen und hätte so ziemlich alles dafür aufgegeben. Aber wie viel man dafür strampeln muss, was also so ein Traum auch kostet, dass habe ich mir damals immer schön geredet oder gedacht. Es geht ja wirklich nur noch zu einem kleinen Teil darum, wie originell Deine Musik ist, wie gut Du Dein künstlerisches Handwerk beherrschst oder wie leidenschaftlich Du bist. Viel mehr geht es ja darum, sich auf Social Media und so zu präsentieren, die richtigen Leute zu kennen oder kennen zu lernen, passende Ärsche zum reinkriechen zu finden, Klinken zu putzen, so zu tun als ob. Verkäufer sein, Dienstleister sein und so weiter und das eben immer oder zumindest lange am Existenzminimum. Und dann gibt es eben noch den Faktor Glück, der Dir bei sowas komplett das Genick brechen kann.

Unter dieser Voraussetzung ist es glaub ich fast unmöglich, einen Idealismus beizubehalten. Dann spielt man eben vor allem die Songs, die gut ankommen, egal ob man sie mag. Da muss eben Album nach Album eingeprügelt werden, ob das Songwriting jetzt fertig ist oder nicht. Da spielt man dann in letzter Konsequenz plötzlich irgendwann tausendfach Songs, die man gar nicht so geil findet. Da passt man dann irgendwann seine Songstrukturen und die Show an möglichen Erfolg an. Über so etwas würde glaube ich zumindest bei mir alle Leidenschaft, alle Authentizität sterben. Da würde Idealismus und Virtuosität einfach zu Grunde gehen. Da würde dann die Musik zur Last. Und da will ich in meinem Leben niemals hin. Klar, zwischendurch ziept dat auch noch hier und da. Wo ich dann mir bekannte Bands sehe und mir denke: „Mensch! Warum stehen denn wir nicht auf solchen Bühnen oder führen da die geilen Interviews und haben so und so viele Shows und Fans.“ Aber dann erinnere ich mich wieder daran, dass da auch sehr sehr gespielt bei ist, dass das doch alles so gar nicht stimmt, wie es da dargestellt ist, weil man die schlechten, die schwachen Seiten ja gar nicht zeigen darf, wenn sie nicht ins Konzept passen. Und dann bin ich wieder echt froh, dass ich einfach das geilste Hobby, die größte Leidenschaft auf der Welt ausleben kann und darf und Menschen und Freunde gefunden habe, die das gemeinsam mit mir tun über eine so lange Zeit.

 

Lukas, danke für das Interview……..!

 

Ja, danke Dir auch. Hat Spaß gemacht!

 

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